Vor wenigen Monaten: Mein Radiowecker geht 22 Minuten vor. Vor dem Schlafengehen stelle ich ihn eine Stunde früher als ich eigentlich aufstehen müsste, also auf 4.50 Uhr (in Wirklichkeit 4.28 Uhr). Wenn dann der Wecker das erste Mal klingelt drücke ich erleichtert die Schlummertaste, denn ich muss ja erst in 82 Minuten aufstehen und darf noch – lass mich rechnen: 82 geteilt durch sieben ist gleich elf Komma irgendwas – also elfmal auf die Schlummertaste drücken ehe ich aufstehen muss. Welch ein Glück!
Aus heutiger Sicht und so ganz nüchtern betrachtet klingt diese Schilderung fast wie absurdes Theater. Aber für Kritik oder Alternativen war ich noch bis vor kurzem nicht empfänglich.
Den nötigen Tritt in den Hintern bekam ich durch die Empfehlung des Buches mit dem Titel ‚The Miracle Morning – The Not-So-Obvious Secret Guaranteed to Transform Your Life Before 8AM’ verfasst von Hal Elrod. Als eingefleischter Morgenmuffel und Schlummertasten-Fetischistin jagte mir der Titel Angst ein und ich begann sofort, Ausreden zu suchen warum das nicht funktionieren kann. „Bestimmt so ein typisch amerikanischer Motivationstrainer!“, dachte ich bei mir (ist er auch) und „Ich brauche doch kein Selbsthilfebuch!“, wehrte sich mein Verstand. Da ich in einem dumpfen Motivationstief steckte, gab ich dem Wundermorgen eine Chance. Ich bestellte das Buch und während ich auf die Lieferung wartete, nutzte ich die zwei Morgen, um noch einmal so richtig auszuschlafen. Wer wusste schon was mich nach der Lektüre erwartete….!? 🙂
Wenngleich Hal Elrod dem Leser in seinem Ratgeber immer wiederkehrende Motivationsparolen und Schleichwerbung einflößt, überzeugte mich seine Botschaft: Der Erfolg eines Menschen misst sich an seinem Willen zur Persönlichkeitsentwicklung. An Stelle des Begriffs ‚Erfolg’ wäre mir ‚Zufriedenheit’ oder ‚Glück’ lieber gewesen, aber das Buch diente als Initialzündung. Ich habe die „lebensverändernde 30-Tage Herausforderung“ angenommen!
Heute Morgen: Mein Wecker, der am anderen Ende des Raumes liegt, klingelt um 6.30 Uhr. Ich kämpfe mich aus dem Bett, schalte ihn aus und beginne nach einer kurzen Morgentoilette sofort mit den „lebensrettenden Maßnahmen“, genannt Life S.A.V.E.R.S.:
S steht für silence: 10 bis 20 Minuten Meditation
A steht für affirmations: ich wiederhole vier bis fünf lebensbejahende Sätze
V steht für visualization: ich stelle mir vor wie ich meine gesteckten Ziele erreiche
E steht für exercise: ich mache ein 10-minütiges Muskeltrainingsprogramm
R steht für reading: ich lese mindestens ein Kapitel eines Buches zur Persönlichkeitsentwicklung (ich habe Gefallen daran gefunden!)
S steht für scribing: ich mache mir Notizen zu Gedanken, Gefühlen und Erkenntnissen aus dieser morgendlichen Praxis
Wen es beruhigt: Der erste Schritt aus dem Bett fällt mir immer noch sehr schwer und ich frage mich warum ich das tue, gerade jetzt da ich mir doch eigentlich eine Auszeit gönne. Wenn ich allerdings nach meinem Programm die Kinder wecke, bin ich frisch verliebt in das Leben. Ich hoffe es im Alltag beibehalten zu können, denn auf die Hetzjagd, die früher mit dem Ausschalten der Schlummerfunktion begann, habe ich keine Lust mehr!