Sechs Monate raus aus dem Alltag und rein in ein Leben ohne von außen auferlegte Pflichten und Termine. Das Resultat: Ganz viel Gelassenheit, innerer Frieden und ein gestärktes Bewusstsein für die eigenen Grenzen. Doch wie lange hält er an, der Auszeit-Effekt? Und was kann ich tun, um mich wieder in diesen Zustand zurück zu versetzen?
Wir schreiben die dritte Schulwoche und viele Kollegen retten sich gerade so ins verlängerte Wochenende. Viele sind erkältet, husten herum und fühlen sich schlapp und überfordert. Auch mir geht bisweilen die Puste aus und gleich in der zweiten Schulwoche werde ich krank. Ein absolutes Novum stellt allerdings meine Krankmeldung dar. Noch vor einem Jahr hätte ich mich der Fünftklässler oder der Oberstufe wegen oder oder oder mit halber Kraft in die Schule geschleppt und somit auch die Gesundung verschleppt. ‚Das lange Wochenende wird mich schon wiederherstellen, es ist ja nicht mehr lange hin!’, so hätte ich wohl mir selbst gegenüber argumentiert.
Die Antreiber, die häufig bei der Entscheidung krank zur Arbeit zu gehen eine Rolle spielen, basieren auf inneren Glaubenssätzen. Überprüfe doch einmal selbst ob diese Gedanken schon einmal bei dir aufgetaucht sind:
- Ich muss für meine Schüler (meinen Betrieb) da sein, weil man sich auf mich 100%ig verlässt.
- Ich kann andere (Kollegen, Schüler) nicht enttäuschen, denn ich ertrage deren Kritik nicht.
- Ich kann es mir jetzt nicht leisten krank zu sein. Erst wenn ich Aufgabe xy erledigt habe, kann ich mich um mich selbst kümmern.
- Ich ertrage es nur schwer, wenn etwas nicht wie geplant verläuft.
- Ich kann jetzt keine Schwäche zeigen und muss meine Aufgaben selbst erledigen, denn am Ende bleibt doch alles an mir hängen.
Wenn wir diese Glaubenssätze erkennen und hinterfragen, erlauben wir uns vielleicht auch, sie in Akzeptanz und Selbstfürsorge umzuwandeln. Wie wäre es stattdessen also mit:
- Ich gebe immer mein Bestes, aber jetzt geht es gerade nicht.
- Niemand wird mir böse sein wenn ich einmal nicht kann.
- Ich kann mich auf andere verlassen und es geht auch ohne mich.
- Ich lasse los und akzeptiere, dass geplante Dinge auch anders laufen können.
- Ich achte auf meine Grenzen.
Ich habe begriffen, dass nur ich selbst spüren kann wann es nicht mehr geht. Kaum einer wird mir sagen, dass ich mich doch bitte schonen soll. Tauche ich krank bei der Arbeit auf, dann bin ich selbst dafür verantwortlich und kann nicht auf das Verständnis meiner Kollegen, der Schulleitung oder gar meiner Schüler hoffen. Auszeit-Effekt Nr. 1 ist daher die Erkenntnis, mir meine Schwächen einzugestehen und alles daran zu setzen, gesund zu bleiben oder zu werden. Nur so vermeide ich es, frühzeitig auf dem Zahnfleisch zu gehen und bin anderen gegenüber ein Vorbild. Ich bin gespannt was die nächsten Wochen bringen und werde von weiteren Auszeit-Effekten berichten.