Ein gestresster Manager namens John nimmt sich ein paar Tage frei, um seine Batterien wieder aufzuladen. Auf dem Weg ins Grüne verfährt er sich und landet schließlich im Why Are You Here Café, wo er mit einer lebensverändernden Frage konfrontiert wird.
Ich kam durch Zufall zu diesem Buch, wenn man an Zufälle glaubt. Beim Plaudern in unserem Lieblings-Café sprach ich mit Kolleginnen über eine kürzlich von einem Bandscheibenvorfall betroffene Kollegin und Freundin. Die Hauptursache für Bandscheibenvorfälle ist bekanntlich Stress und davon hat man an der Schule ja genug…
Uns war nicht aufgefallen, dass ein Mann am Nebentisch unser Gespräch mit angehört haben musste, denn unsere Überraschung war groß als er uns beim Verlassen des Cafés einen auf die Rückseite seiner Rechnung geschriebenen Buchtitel in die Hand drückte und sagte: „Eure Freundin soll das Buch lesen. Ich hatte auch einen Bandscheibenvorfall und mir hat es geholfen.“ Etwas skeptisch und verdutzt schauten wir einander an und liefen zurück zur Schule. Ich nahm den Zettel an mich und besorgte das Buch kurzerhand in der Mittagspause. Mit Widmung und eingeklebter Café-Rechnung versehen überreichte ich es ihr. Die Reaktion auf diesen auch für mich spontanen act of kindness war gewaltig: Das Café am Rande der Welt (so der deutsche Titel) sprach sie so sehr an, dass sie es in einem Rutsch durchlas und mir gleich weiterempfahl. Und da bin ich nun.
Die alles entscheidende Frage, die sich John (oder der geneigte Leser) stellen soll, ist „Why are you here?“. Damit ist selbstverständlich nicht nur unmittelbar das Café gemeint, sondern der Zweck der Existenz auf der Erde. Diese Frage löst eine ganze Reihe an weiteren Fragen aus: Wie finde ich heraus welchen Zweck meine Existenz erfüllt? Was hindert mich daran, meiner Erfüllung nachzugehen? Wie kann ich meinem Wunsch erfüllen, ohne materielle Ängste ausstehen zu müssen?
Viele Menschen erfüllt das, was sie tun, nicht und so sind sie frustriert. Sie arbeiten stets auf diesen Tag X – sei es nun Urlaub oder Rente – hin, um dann ihre Erfüllung zu finden. In der Zwischenzeit kaufen sie Dinge, die ihnen die Befriedigung ihrer Wünsche versprechen. Die Werbung suggeriert ihnen schließlich, dass ihr Glück davon abhängt, sie zu besitzen. Um all diese schönen Dinge kaufen zu können, brauchen sie Geld, ergo müssen sie ihrer Arbeit nachgehen, um Geld zu verdienen. Dieser Kreislauf ist oft unaufhaltsam und Frustration kann nur mit noch mehr Konsum begegnet werden. Der eigentliche Zweck der Existenz wird entweder vertagt oder bleibt unentdeckt.
So why am I here? Der Lehrerberuf erfüllt mich und ich würde sagen, dass ich meine Berufung gefunden habe. Nichtsdestotrotz gibt es ungünstige Rahmenbedingungen, die meine Energie fressen und mich die Ferien (oder eine Auszeit) herbeisehnen lassen. Die meisten Lehrer müssen diese Gratwanderung vollziehen und manchmal überwiegen die Stressfaktoren so sehr, dass das Feuer der Begeisterung verloren geht und im schlimmsten Fall sogar erlischt.
Buchtipp: Strelecky, John: Das Café am Rande der Welt. München: dtv, 2007.